Zukunftswerkstätten im ländlichen Raum
"Wir bringen Menschen zusammen für mehr Lebensqualität im ländlichen Raum." - Bernhard Eder beschreibt in der Zeitschrift Heimat Westfalen 3/2020 unser Projekt der Zukunftswerkstätten im ländlichen Raum. Hier können Sie den ganzen Artikel lesen.
1. Der aktuelle Stand: in 19 Dörfern aktiv – 73 Projektideen geboren – über 1.700 Menschen erreicht
Dorfentwicklung durch Zukunftswerkstätten als Motivationssog und Ideengenerator
Die Katholische Landvolkshochschule Hardehausen ist mit diesem Projekt derzeit in 19 Dörfern aktiv. Geographische Schwerpunkte sind die Städte Warburg und Marienmünster. In Warburg sind die Ortschaften Bonenburg, Calenberg, Dalheim, Daseburg, Dössel, Germete, Herlinghausen, Hohenwepel, Menne, Nörde, Ossendorf, Scherfede, Welda und Wormeln beteiligt, in Marienmünster die Ortsteile Altenbergen, Bredenborn, Kollerbeck und Vörden. Beverungen ist durch Drenke präsent.
Erstaunlich ist die hohe Resonanz auf die Einladung zu den Infoveranstaltungen. Teilweise war 10% bis 20% aller Einwohner*innen präsent. Bei allen Meetings war die hohe Verbundenheit der Bürger*innen mit ihrer Ortschaft erlebbar. Anwesend war eine bunte Mischung von Menschen: Aktive aus den Vereinen waren zahlreich zugegen, aber auch Neuzugezogene und Menschen, die man sonst seltener bei Veranstaltungen im Dorf wahrnimmt.
Infoabend in Wormeln
Insgesamt haben die Veranstaltungen im Projekt über 1.700 Menschen erreicht. Das Projekt erweist sich als Motivationssog und Ideengenerator. „Es brachte Steine ins Rollen“, sagte eine Teilnehmerin. Ein treffendes Bild! Bei den Zukunftswerkstätten wurden neue Ideen aus der Taufe gehoben und ins Rollen gebracht. Aber ebenso motivierten diese Veranstaltungen Teilnehmende mit einer bislang still gehegten Idee „ums Eck zu kommen“. Zu beobachten ist: manchmal wirkt die Intervention der Landvolkshochschule wie ein Katalysator. Es braucht nicht viel Motivationsarbeit, aber eine Realpräsenz in den Dörfern, für sie und mit ihnen wirklich längerfristig da sein zu wollen und eine überzeugende Begeisterung. Der Motivationssog bringt Anliegen und Projektideen, die bislang in einer Problemtrance erstarrt sind, zur Verwirklichung.
2. Unser Ansatz
Wir bringen nicht nur Steine ins Rollen, sondern helfen mit, dass die Steine in die richtige Richtung rollen, einen guten Weg finden. Konkret heißt das: Wir bleiben am Ball, angefangen von der Infoveranstaltung zum Auftakt über die Befragung bis hin zur fachlichen und methodischen Begleitung der Projektumsetzung. Wir nehmen die Menschen mit und beziehen alle Beteiligten mit ein, indem wir die selbstbestimmte und selbstbewusste Entfaltung eigener Ideen fördern; es wird nichts „von oben“ oder „von außen“ übergestülpt. Das Projekt setzt entschieden auf die eigenen Ressourcen und Potenziale der Dörfer und auf die intrinsische Motivation der Menschen. Es schafft Möglichkeitsräume, in denen durch kreative und gestalterische Prozesse Zukunftsentwicklungen angelegt werden. Dabei wird den Akteurinnen und Akteuren in ihren jeweiligen Dörfern und Lebenszusammenhängen eine besondere Bedeutung beigemessen. Deren Wissen, Erfahrungen und Ideen sind der Humus, auf dem Blumen der Projektideen wachsen und gedeihen.
3. Die Phasen einer Zukunftswerkstatt
- Erster Meilenstein der Zukunftswerkstatt ist die Infoveranstaltung. Dort wird die Bevölkerung über Chancen und Nutzen des Projekts für ihren Ort informiert und ermutigt, bei den weiteren Schritten mitzumachen.
Infoabend Hohenwepel
- Durch einen Fragebogen, der auch ortsspezifische Fragen enthalten kann, werden die Dorfbewohner*innen zu ihren Einschätzungen zu Stärken und Schwächen ihres Ortes befragt. Die Befragung wird von der Landvolkshochschule ausgewertet.
- Die zweite Veranstaltung ist eine Zukunftswerkstatt, zu der wiederum die Bevölkerung eingeladen ist Bei diesem Meeting informiert die Landvolkshochschule über die Ergebnisse der Befragung und stellt eine Gesamteinschätzung der Befragten zu den Stärken und Schwächen vor. Auf Basis dieser Analyse entwickeln die Anwesenden Projektideen, die geeignet sind, die Schwächen zu beheben und die Stärken auszubauen. In der Regel bilden sich zu den einzelnen Ideen Projektgruppen, um ihr Vorhaben voranzubringen. Wo es solche Gruppen noch nicht gibt, sind Kümmerer vorhanden, einzelne Personen, denen es ein Herzensanliegen ist, dass eine bestimmte Idee, ein Anliegen, ein Thema auf der Agenda bleibt.
- Begleitung: Die Landvolkshochschule begleitet die Projektgruppen und Kümmerer bei der Umsetzung ihrer Projekte: Kommen Sie voran? Können wir bei Anträgen unterstützen? Wo hakt es?
Dorfkino Vörden - Abschluss: Auf einer Abschlussveranstaltung werden die Projekte dem Dorf präsentiert. Sie sind entweder bereits abgeschlossen oder laufen selbständig weiter. Außerdem zeigen wir Möglichkeiten der Fortsetzung dieses Prozesses auf sowie Chancen zur weiteren Vernetzung.
4. Der Fragebogen als Werkzeug zur Bestandsaufnahme
Der Fragebogen ist das zentrale Werkzeug zur Bestandsaufnahme der Ortschaften. Er enthält detaillierte Fragen zu allen relevanten Kategorien: Dorfbild, Identifikation mit Ortschaft, Infrastruktur & Nahversorgung, Verkehr & Mobilität, Freizeit, Sport & Kultur, Vereine, freiwilliges Engagement & nachbarschaftliche Unterstützung, Wohnsituation, Natur & Ökologie.
Hier geht´s zum Fragebogen für alle Orte im Kreis Höxter, die sich an unserer Zukunftswerkstatt beteiligen.
5. Lass 1.000 Blumen blühen – ein bunter Strauß an bedarfsgerechten und umsetzungsstarken Projektideen
Nein! Tausend Blumen sind nicht erblüht, tausend Projektideen sind nicht entstanden, aber ein beachtlich großer und bunter Strauß an Projektideen. Insgesamt sind bis dato, aus allen Orten zusammengerechnet, 73 Projekte entstanden. Nicht jede „Projektblume“ hat sich voll entfaltet und ist erblüht. Bei einigen wenigen ist die Saat nicht aufgegangen, mehrere sind in der Entwicklungsphase, einige wenige noch in den „Startlöchern“.
Bei aller Pluralität fokussieren sich die Projekte auf folgende Bedarfe und Erwartungen:
- ein vereinsunabhängiger, nicht-kommerzieller Treff im Ort
- Formate für Geselligkeit und Gemeinschaft
- eine bessere und intensivere Kooperation der Vereine
Offener Treff in Nörde
6. Netzwerk Ehrenamt im Kreis Höxter
Zu den Aufgaben des Projekts gehört die Gründung eines Netzwerks für ehrenamtliches Engagement im Kreis Höxter. Welche Konturen soll es haben, welches Selbstverständnis, welche Handlungsfelder? Es soll und kann kein Netzwerk für ehrenamtliches Engagement allgemein sein. Dazu sind die Engagementfelder und Vernetzungsbedarfe im Kreis Höxter zu heterogen. Gedacht ist an einen Think Tank der Dorfentwicklung, etwa durch die Vernetzung von Dorf-Coaches.
Unter Einbeziehung des LEADER-Regionalmanagements im Kreis Höxter nahm die Landvolkshochschule Kontakt auf mit allen relevanten Stakeholdern, dem Projekt des Kreises Höxter „Hauptamt stärkt Ehrenamt“, dem Projekt „Dorf. Zukunft. Digital“ der Volkshochschule, dem Projekt „Gemeinwohlregion Kreis Höxter“ und mit dem Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, Synergieeffekte zu erreichen und unnötige Konkurrenzen zu vermeiden. Unter dem Motto "Land.schafft.Zukunft" werden im "Innovationsland Kreis Höxter" Antworten auf die Megatrends für den ländlichen Raum erarbeitet, wird Demokratie durch Beteiligung gestärkt und Blaupausen für die gemeinwohlorientierte Gestaltung gesellschaftlichen Wandels entwickelt.