Wüstenzeit: Impuls zur Fastenzeit
Nun sind wir mittendrin in der Fastenzeit, einer Zeit, die sich auf den vierzigtägigen Aufenthalt Jesu in Jesu der Wüste bezieht. Im Lukasevangelium lesen wir:
Vom Heiligen Geist erfüllt, ging Jesus vom Jordan weg. Vierzig Tage lang wurde er vom Geist in der Wüste umhergetrieben und vom Teufel auf die Probe gestellt. Die ganze Zeit hindurch aß er nichts, so dass er schließlich sehr hungrig war. (Lk 4,1-2)
Auch wenn die meisten von uns sicher noch nie in einer Wüste waren, so haben wir doch ein Bild vor Augen. Die Wüste gilt allgemein als Ort der Einsamkeit und des Mangels. Wüste bedeutet Herausforderung, die es zu überwinden gilt. Sie hält aber auch Schätze bereit, die nur hier entdeckt werden können.
Um die Wüste zu erfahren, braucht es manchmal gar nicht den Aufbruch in ein fremdes Land. Auch in unserem Leben machen wir Wüstenerfahrungen. Gerade jetzt – in Zeiten der Pandemie – fühlen wir uns der Wüste manchmal sehr nah. Gehen wir auf eine kleine Reise in die Wüste:
Die Wüste ist weit und groß. Es ist einsam. Niemand und nichts ist zu sehen außer Sand.
Wann fühle ich mich einsam und allein und sehe keinen Weg mehr?
Oft treibt der Wind den Sand hoch, vor sich her, häuft ihn zu Hügeln auf. Vorwärtskommen ist beschwerlich, da man immer wieder im Sand einsinkt.
Wo stecke ich fest? Komme nicht vorwärts? Finde keinen Halt?
Der Wind treibt einem die Sandkörner ins Gesicht. Man muss die Augen zusammenkneifen, sich das Tuch ins Gesicht ziehen.
Was nimmt mir die Sicht? Wann fehlt mir der freie Blick?
Der Himmel ist wolkenlos, und die Sonne brennt vom Himmel. Es ist heiß. Die Haut scheint zu brennen. Brütende, lähmende Hitze, Trockenheit.
Wann fühle ich mich ausgebrannt? Und wonach dürstet es mich dann?
Doch es gibt auch Leben in der Wüste. Eine Vielzahl von Pflanzen hat sich dem Leben in der Wüste angepasst.
Wo finde ich bei mir kleine Pflänzchen von Hoffnung, die aufblühen, die mich in Wüstenzeiten
stärken und lebendig machen?
Und spätestens nach langer Zeit in der Wüste findet sich irgendwo eine Oase. Viel Grün, Leben in allen Facetten erscheint am Horizont. Ein Quelle, an der der Durst gestillt werden kann. Ein Ort zum Ausruhen und Erholen nach der langen Zeit in der Wüste. Hier kann Neues wachsen.
Was sind meine Oasen im Alltag? Wo kann ich auftanken, wieder lebendig werden? Was stillt meinen Durst und gibt mir Kraft für den weiteren Weg?
Gebet
Guter Gott, du kennst die Wüsten unseres Lebens, unsere Einsamkeit, unsere Sehnsucht, unsere Ängste, unsere Traurigkeit und unsere Kämpfe.
Schenke uns immer wieder neu Hoffnung, Gemeinschaft, Freude, Leichtigkeit und Kraft.
Segne uns und unsere Wege. Amen.
Julia Brodersen-Schäfers