Du stellst meine Füße auf weiten Raum - Die Kraft des Wandels
Sie sehen das neue Hungertuch von Misereor und Brot für die Welt, das in vielen Kirchen in dieser Fastenzeit hängt. Die eine oder andere von Ihnen hat es vielleicht schon gesehen. Es trägt den Titel: Du stellst meine Füße auf weiten Raum – Die Kraft des Wandels.
Die chilenische Künsterlin Lilian Moreno Sánchez malte das dreiteilige Bild auf Bettwäsche aus einem Krankenhaus und einem Frauenkloster, um die körperlichen und die seelisch-spirituellen Aspekte von Krankheit und Heilung anzusprechen. Der Stoff ist nicht glatt und makellos, graue Flecken und Falten überziehen ihn. Gestaltet wurde es mit Zeichenkohle, Staub und Leinöl, sowie goldenem Faden und Blattgold.
Was hat mir Narben zugefügt? Was konnte diese heilen?
Die schwarzen Linien zeichnen das Röntgenbild eines mehrfach gebrochenen Fußes. Der Fuß gehört zu einem Menschen, der bei einer Demonstration gegen Ungerechtigkeit durch Polizeigewalt in Santiago de Chile verletzt wurde. Der Staub ist von eben diesem Platz in den Stoff hineingerieben worden.
Wo möchte ich Spuren hinterlassen und Staub aufwirbeln?
Wir sehen in diesem Bild aber auch goldene Nähte, die das Bild zusammenhalten und für die Wundnähte stehen, die nach dem Abheilen einer Verletzung sichtbar bleiben.
Die zum Schluss aufgebrachten goldenen Blumen greifen das Muster der Kloster-Bettwäsche, eingewebte Blüten, auf. Während das Röntgenbild deutlich die Brüche der Knochen und Gelenke zeigt, die Verletztheit, den Schmerz, symbolisieren die Blumen Schönheit, Zartheit und Kraft – das unbesiegbare und neu erblühende Leben.
Die Künstlerin des Bildes sagt: „Eine Krise ist immer schlimm, aber auch ein offener Moment. Wir bekommen die Möglichkeit, eine andere Richtung einzuschlagen. Das Bild erzählt von dieser Kraft des Wandels.“
Wann habe ich Wandel gespürt? Wo nehme ich Hoffnung und Schönheit in meinem Leben wahr?
Nach Psalm 31
Gott, ich fühle mich bei dir geborgen.
Lass mich nicht allein!
Neige dein Ohr zu mir.
Höre mich!
Wenn um mich das Meer tobt, bist du mein Fels.
Wenn ich vom Sturm überrascht werde, bist du meine Burg.
Führe und leite mich auf meinen Wegen,
wenn es dunkel um mich ist!
Ich fühle mich wie in ein Netz verstrickt,
das plötzlich über mich geworfen wurde.
Hilf mir heraus, denn ich habe Angst!
Wenn Einsamkeit mich überfällt und ich mich gefangen fühle,
dann bist du doch da.
In deine Hände lege ich mich.
Ich vertraue darauf: Du lässt mich nicht fallen.
Du holst mich heraus aus meiner Machtlosigkeit.
Du stelltest meine Füße auf weiten Raum.
Segen
Du stellst meine Füße auf weiten Raum, die Würde der Menschen:
Der aufrechte Gang auf Füßen, die tragen und brechen und heilen
Blumen hast du ausgestreut.
Unbeirrt mit Narben und auf Krücken folgen wir dieser goldenen Spur.
Unsere Gedanken und unsere Taten begleite mit seinem Segen der dreieine Gott, der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist. Amen
Aus MISEREOR, Meditationen zum Hungertuch 2021: © Ricarda Moufang, Frankfurt a. M.