Wieder zu Gast: Dr. Martin Berges besucht als Staatssekretär die Landvolkshochschule
Rund 50 Landwirte aus OWL nahmen vom 05.-08. Januar an der traditionellen Dreikönigstagung der LVH teil. „Wir sind froh, nach den Einschränkungen der zurückliegenden Zeit, nun wieder im gewohnten Umfang diese Tagung durchführen zu können“, erklärte Organisatorin Teresa Gockeln und freute sich über knapp 50 Teilnehmer. Die aktuellen Herausforderungen für die Landwirtschaft bilden einen wichtigen Themenschwerpunkt der Tagung.
Als prominenter Referent hat am Freitag Agrar-Staatssekretär Martin Berges (56) aus dem NRW-Landwirtschaftsministerium über die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen angesichts der gegenwärtigen Situation informiert. Dabei nahm Berges auch die Forstwirtschaft in den Blick. „Während Landwirte jedes Jahr ihre Fruchtfolge anpassen können, sind Forstwirte über Generationen gebunden“, sagte Berges.
Von den 950.000 Hektar Wald im Land seien 136.000 Hektar als Kalamitätsflächen zu beklagen. Doch mit dem Umbau der Fichtenbestände sei das Klimaproblem noch nicht gelöst. „Buchen leiden langsam und hier wird uns der Klimawandel noch sehr in Anspruch nehmen“, sagte Berges.
Ukraine als wichtige Kornkammer
Die Auswirkung des Ukraine-Krieges hätte eine Korrektur der Agrarpolitik erforderlich gemacht. „Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist, mit der EU die obligatorische Flächenstilllegung für 2023 auszusetzen, das ist auch vernünftig, denn wir wissen nicht, wann sich die Produktion in der Ukraine wieder erholen kann, denn das Land ist für den globalen Markt eine wichtige Kornkammer“, betonte Berges.
Auf Deutschland bezogen hätte die Stilllegung vier Prozent der gesamten Anbaufläche betragen, die jetzt weiterhin zur Verfügung steht. Allerdings fürchten viele Landwirte wegen der immer strengeren Dünge- und Pflanzenschutzbestimmungen um die Erträge ihrer Äcker. „Dabei sind alle Produkte der Agrarindustrie so teuer geworden, dass wir uns das kaum noch leisten können und darum auch sowie schon äußerst sparsam mit allem umgehen müssen“, sagte ein Teilnehmer.
So sah das auch der Staatssekretär. Statt auf Verbote zu setzen, müssten Landwirte bei der technischen Neuausrichtung unterstützt werden. „Dank digitaler Systeme lassen sich Dünger und Pflanzenschutz punktgenau einsetzen, aber es braucht auch Zeit, solche Systeme vor Ort einzuführen und umzusetzen“, sagte Berges.
Ähnliches gilt auch für die künstliche Bewässerung, die wegen der Klimaveränderung einen zunehmend wichtigen Raum einnimmt. „Wasser ist zu wertvoll für eine Überkopfbewässerung, bei der ein Großteil einfach verdunstet, aber auch hier gibt es Systeme zur punktgenauen Versorgung.“
Sorge um Schweinemastbetriebe
Sorgen bereitet dem Staatssekretär der Rückgang der Schweinemastbetriebe. Hier fehle es an klaren Rahmenbedingungen. Darum würden viele Mastställe stillgelegt. „Investitionen in mehr Tierwohl müssen sich rechnen, denn wenn der Ausfall der regionalen Produktion durch mehr Importe ersetzt werden muss, wäre das auch im Sinne des Tierwohls kontraproduktiv“, sprach sich Staatssekretär Berges für eine stärkere Förderung mit öffentlichen Mitteln aus.
Immer noch gute Kontakte
Martin Berges war von 1994 bis 1997 Dozent für Agrar- und Umweltpolitik in der Landvolkshochschule. Nicht nur die aktuelle Direktorin, Barbara Leufgen, und Hausmeister Martin Richter, sondern auch so manche Teilnehmer der Dreikönigstagung kennen ihn aus dieser Zeit persönlich. Und so konnten mit diesem Besuch auch alte Bekanntschaften aufgefrischt werden.
(c) Text: Burkhard Battran, Stephan Kreye