"Jammern ist erlaubt"
Hast du gehört, dass Familie Schmidt ihr Kind in die Notbetreuung gibt, obwohl sie mit dem Baby zuhause ist? - Das weißt du. Aber dass die Mutter eine schwere Wochenbett-Depression hat, das weißt du nicht.
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Neulich hat der Vater seinen Sohn Moritz auf dem Spielplatz angeschrien. Ekelhaft! - Das hast du gehört. Aber du hast nicht gesehen, dass er sich den ganzen Vormittag so toll um ihn gekümmert hat und er nachts kein Auge zubekommt, weil er um seinen Job bangt.
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Die Einkäufe von Frau Maier sind echt übel. Nur Billigzeug in Plastik! - Ganz genau hast du die Waren analysiert, die sich langsam über das Band schoben. Aber du hast übersehen, dass der Kredit für die Wohnung zur Zeit alles Geld verschlingt, weil die Familie seit März fast keine Einnahmen hat und die versprochene staatliche Hilfe ausbleibt.
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Familie Kunz lässt sich jede Woche essen liefern, damit sie nicht immer für alle kochen müssen. Dabei haben sie sich das doch selbst ausgesucht mit all den Kindern! - Das siehst du, aber dass die Eltern sich mit spielen, unterrichten und arbeiten im Akkord abwechseln, das siehst du nicht.
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Jammern in Deutschland mag auf hohem Niveau sein. Aber trotzdem dürfen wir es - denn gestern, heute und morgen zerbrechen Familien, gehen Betriebe pleite und jeden Abend weinen sich hierzulande verzweifelte Menschen in den Schlaf.
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Bitte schaut nicht weg, wenn jemand jammert, sondern im Gegenteil: Seht genauer hin. Der Weg, woher sie kommen, hat ihnen vielleicht alles abverlangt und sie brauchen nun Verständnis und ein offenes Ohr, keinen Spott.
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Wir alle haben gerade eine große Last zu tragen und keiner weiß, wem sie als Nächstes zu schwer wird.
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Im Netz gefunden bei #spreadtheword
"Einer trage des anderen Last." (Gal 6,2) Auch wir Christen dürfen jammern. Doch die Haltung ist wichtig. Und wenn wir keinen anderen Menschen finden, den wir "anjammern" können, dann dürfen wir uns an Gott wenden. "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe schenken." (Mt 11, 28)
Vertrauen wir anderen unsere Sorgen an, auch jammernd!
Haben wir ein offenes Ohr für Menschen, die jemanden zum Jammern brauchen.