Erzbischof Becker fordert Werte ein
Erzbischof Hans Josef Becker bestätigte den Eindruck der beschleunigten Welt. In ihr werden jedoch viele abgehängt: Nicht nur Hungernde oder Flüchtlinge, sondern unsere Alten, Kranken, Arbeitslosen, Behinderten, außerdem Kinderreiche, „Offliner“, Traditionalisten, Ängstliche und Einsame. Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, mische sich mit Sorgen, Zweifeln, Mutlosigkeit und Pessimismus zu einem quasi explosiven Durcheinander. „Es entlädt sich in Gewalt, …: Gewalt gegenüber Fremden, Gewalt gegenüber Hilfskräften, Gewalt in aggressiver Sprache.“
Bei allen verschiedenen Politikstilen und –inhalten müssen die Politiker sich an Werten orientieren, so forderte der Erzbischof. Vier seien ihm besonders wichtig:
1. Die Personalität: es müsse alles gefördert werden, was der Menschenwürde diene.
2. Die Solidarität: Ziel politischer Entscheidungen müsse ein Mehr an Miteinander sein
3. Die Subsidiarität: Sie sorge dafür, dass die jeweils zuständige Ebene sich darum kümmern solle, ein Problem zu lösen. Brüssel (für die Politik) und Paderborn (für die Kirche hier) seien nicht immer zuständig, sondern vor Ort wäre oftmals viel höhere Kompetenz vorhanden.
4. Die Nachhaltigkeit: "Jede politische Entscheidung hat sich der Frage zu stellen: Verwalten wir unsere Mittel nachhaltig oder geben wir mehr aus als unserer Generation zusteht?"
Die Kirche könne der beschleunigten und verunsicherten Gesellschaft jedoch ein Angebot unterbreiten: "Religion ist Unterbrechung". Jeder Sonntag und auch das Libori-Fest seien Gelegenheiten, den Alltag zu unterbrechen. Denn, so der Erzbischof: "Wir brauchen Unterbrechung, um uns bewusst zu machen, welchen Sinn, welche Perspektiven unser Leben hat und warum wir tun, was wir tun."