Der dreifache Advent - oder wie Gott uns umfängt und seine Gegenwart schenkt
Wer Advent christlich versteht, wird damit die Vorbereitungszeit auf den Geburtstag Jesu verbinden, der vor 2022 Jahren auf die Welt gekommen ist.
Den Advent im tiefsten Sinne christlich zu verstehen, heißt vielmehr das dreifache „Ich-Komme-an“ Gottes an- und aufzunehmen.
Zu Recht denken wir da als erstes an das größte Wunder der Menschheitsgeschichte, dass das entscheidende Alleinstellungsmerkmal des Christentums ist: Gott ist zu einer konkreten Zeit und an einem konkreten Ort durch das Wirken seines Geistes Mensch geworden. Mehr noch: er hat wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich außer der Sünde und sich für uns Menschen hingegeben, damit die ganze Schöpfung befreit werde von Sünde und Tod. Die Bibel gibt dieser konkreten Zeit einen Namen: sie spricht von der Fülle der Zeit (Gl 4,4). Gemeint ist damit, dass die Geschichte durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus nicht einfach mehr ein Zeitablauf ist, sondern einen roten Faden bekommen hat, der die Zeit in eine Geschichte des Heiles wandelt, weil dieser selbe Jesus Christus durch seine Geburt, seinen Tod und seine Auferstehung den Tod entmachtet hat. Nicht mehr der Tod spricht das letzte Wort über uns und die Welt, sondern Christus.
Doch die ersten drei Wochen des Advents erzählen uns von dem zweiten Kommen Christi am Ende der Zeiten. Und so werden wir ausgerichtet auf eine Zukunft hin, von der uns Christus sagt, dass er wiederkommen wird auf den Wolken des Himmels (vgl.: Dan 7,13; Mk 13,26;14,62; Mt 24,30; Lk 21,27 u.a.), um dieses sein letztes Wort offen vor allen über die ganze Geschichte zu sprechen. Denn noch ist nicht alles gut, wie dies in unseren Tagen wieder besonders erleben müssen. Darum ist dieses letzte Wort ein Wort des Gerichtes, im Sinne der Aufrichtung und nicht einer Abrechnung. Es ist seine Zusage, dass ER am Ende alles gut machen wird für alle Menschen guten Willens, wie wir schon in der Weihnachtsgeschichte von Lukas hören.
Und damit rückt das Ziel in den Focus, dem das dritte „Ich-komme-an“ Gottes gilt: das ist der Mensch, das bist Du. Gott sehnt sich danach anzukommen in einem jeden Menschen, den er geschaffen hat. Und er tut es in der Weise, wie er Mensch geworden ist. Gott beamt sich in der Menschwerdung seines Sohnes uns so zu sagen auf „Augenhöhe“, um uns schon jetzt erfahren zu lassen, dass ER alles gut machen will und wird. Wer diesen Menschgewordenen Gott bei sich einlässt, mit IHM in Dialog tritt, IHN in dem kleinen Kind erkennt, dass uns in der Heiligen Nacht entgegenlächelt, der weiß, dass ER am Ende alles gut macht und der weiß auch, dass, wenn es noch nicht gut ist, es auch noch nicht das Ende ist. Vielmehr darf er sich eingeschrieben wissen in eine Geschichte des Heiles, die Christus selbst vollenden wird. Darum sangen damals auf dem Hirtenfeld genauso wie heute und morgen die Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14)