Name: Ingrid Biermann

Ausbildung: Erzieherin, Entspannungspädagogin, Bewegungspädagogin, Sprachpädagogin, Kneipp- Gesundheitserzieherin, Autorin, Referentin, Gründerin des IGP (Institut für ganzheitliche Pädagogik)

Was sollte jedes Kind in der Kita einmal ausprobiert haben?

mit nackten Füßen in den Pfützen herum patschen, Schnecken sammeln, im Regen herumlaufen und pitschnass werden, sich in der Matsche wälzen, Spaghetti mit Fingern essen, ohne „Astronautenkleidung“ (Regenhose und Stiefel) in der nassen Erde buddeln, den Waschraum unter Wasser setzen usw.
 

Was möchte ich als Erzieherin (ich nenne mich immer noch gerne Kindergärtnerin) meinen Kolleginnen für ihren pädagogischen Alltag mit auf den Weg geben?

In der BUNTEN (KITA)WELT ist es heute anders! Kinder vieler Nationalitäten, die oft schon geprägt sind durch schwere Erlebnisse, durch unterschiedliche, häusliche Strukturen, durch psychische und physische Beeinträchtigungen, leben, oft auf engstem Raum, mit minimaler personeller Betreuung viele Stunden zusammen. Sich in einer Welt, in der es kaum Beständigkeit gibt, zu verwurzeln, lässt so manches Kind „verzweifeln“. Auf diese schweren Herausforderungen reagiert das Kind schnell mit verhaltensauffälligen Signalen, die meist nicht angeboren sind, sondern sich den Lebensumständen entsprechend entwickelt haben.

Liebe Kolleginnen, halten Sie jetzt den „D-Zug“ an. Entschleunigung ist das Zauberwort. Der D-Zug, das sind oft unsinnige Vorschriften und ständige Fremdbestimmung jetzt anhalten. Sie allein können es, denn Sie sind die Fachkräfte mit einer Kompetenz, die sonst niemand hat! (Sonst hätten Sie sich nicht für diesen Beruf entschieden) Seien Sie sich dieser Kompetenz bewusst und werden Sie wieder selbstbewusst.

Seien Sie zum Wohle des Kindes wieder das, was Sie immer schon waren, nämlich Kindergärtner*in. Sehen Sie in Ihrem Kinder-Garten wieder jedes Kind als wertvolle Pflanze, die in seinem eigenen Tempo, nach seinen eigenen inneren Anlagen wachsen kann. Bestaunen Sie das Wunder, das sie sind! Kinder müssen nicht vorgeplant gebildet (gedüngt) werden, sie bilden(düngen) sich in einer inspirierenden Umgebung mit einem achtsamen „Gärtner“ selbst und das immer und nicht nach Uhrzeit und Programm.

Welches Thema liegt mir besonders am Herzen?

Seit Jahren biete ich Teamfortbildung und Fortbildungen in Kitas und Bildungshäusern an, die den Schwerpunkt „natürlich Spielen - natürlich Lernen“ haben. Egal, welche Rahmenthemen, ob U3, Sprache, Wahrnehmung, Ganzheitliches Lernen, Entspannung oder Bewegung angeboten werden, das Thema „Alltagsintegriertes Lernen“ wird immer wieder die Kernaussage sein, die den roten Faden meiner Fortbildungen darstellt. Programmiertes Lernen ist nicht der Weg, den Kinder gehen. Fließendes Lernen, Lernen ohne zu merken, das man lernt, das sollte die Zukunft des pädagogischen Handelns sein.

Wieso sollte eine Erzieherin unbedingt eine Fortbildung bei mir besuchen?

Einzelne Teilnehmer oder Teams stärken ihr vorhandenes Wissen, frischen es auf oder ergänzen es. Ich gebe Ihnen neue Praxishilfen mit auf den Weg geben, denn Kinder wollen immer spielen und sich inspirieren lassen. Ich will Ihnen belegen, dass Spielen nicht vom Lernen und Lernen nicht vom Spielen zu trennen ist. Dabei spielen Zeit und Ort der Aktivität keine Rolle. Kinder lernen aus sich heraus mit allen Sinnen. Das sollte jede/r Erzieher*in im Berufsalltag erkennen und aufnehmen. Jede/r Teilnehmer*in erlebt durch Selbsterfahrung, wie leicht lernen ist und wieviel Spaß es macht. In dem von mir gegründeten IGP (Institut für ganzheitliche Pädagogik) mit dem Bildungsort LVH Hardehausen können sich Erzieher*innen in einer Langzeitweiterbildung in verschiedenen Bereichen als Fachkraft spezialisieren, um dann der Kita mit ihren neuen Qualitäten kompetent zur Seite zu stehen.

3 Tipps, Anregungen für die Arbeit mit Kinder unter 3 Jahren in der Kita

1. Werden Sie selbst wieder Kind (nicht kindisch!). Seien Sie neugierig und entdecken Sie wieder die eigenen Freude am Mitspielen, Mitsingen, Mitmatschen, Mitlachen usw.
2. Denken Sie immer daran: Wir können Kinder nicht nach unseren Wünschen formen. Wir sollten sie so, wie sie sind, annehmen und uns an ihrer Neugierde erfreuen.
3. Lassen Sie sich von dem Kind an die Hand nehmen und führen, dann zeigt es Ihnen die Welt, die wir schon längst vergessen haben.
   
   Viel Freude dabei!
   Ihre Ingrid Biermann